9. ZukunftsDesign-CREAPOLIS-Talk: Digitalisierung für nachhaltige Entwicklung?
Wie die Digitalisierung hilft, das Klima zu schützen
Expertinnen und Experten aus ganz Deutschland diskutierten beim ZukunftsDesign-CREAPOLIS-Talk der Hochschule Coburg darüber, wie zwei große Themen unserer Zeit zusammenhängen: Digitalisierung und Nachhaltigkeit.
Es klingt einfach. Mit Hilfe der digitalen Transformation gelingt zugleich die Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft hin zu einer nachhaltigen Entwicklung. Aber führt Digitalisierung auch tatsächlich zu mehr Klimaschutz? Und wie werden digitale Technologien genutzt, um nachhaltige Entwicklungen voranzutreiben? Einige Antworten auf diese Fragen gab es jetzt beim ZukunftsDesign-CREAPOLIS-Talk der Hochschule Coburg. Zum neunten Mal kamen der Masterstudiengang vom Studienort Kronach und die Innovations- und Vernetzungsplattform der Hochschule im ehemaligen Schlachthof in Coburg zusammen, um vor und hinter der Kamera ein aktuelles Thema zu beleuchten – sowohl aus wissenschaftlicher als auch aus praktischer Sicht.
Mit den Gästen im Youtube-Livestream diskutierten Prof. Mario Tvrtkovic, der an der Hochschule Coburg zu Architektur und nachhaltiger Stadtplanung forscht und lehrt und die Nachhaltigkeitsbeauftragte und Entrepreneurship-Professorin Prof. Dr. Stefanie Wrobel. Moderiert wurde die Veranstaltung von CREAPOLIS-Projektleiter Dr. Markus Neufeld. In einem Punkt waren sich alle einig: Digitale Technologien bieten große Chancen – auch für Umwelt und Nachhaltigkeit. „Die Komplexität der Energiewende ist nur mit digitalen Systemen zu beherrschen“, sagte dazu Wilhelm Austen, Geschäftsführer der SÜC. Für den Energieversorger ist dezentrale Energieerzeugung und -versorgung eine Herausforderung.
Matthias Dietz, Geschäftsführer der Dietz GmbH in Neustadt bei Coburg, berichtete von intelligent vernetzten Büro- und Produktionsgebäuden. „Das Licht geht automatisch aus, wenn es hell genug ist.“ Dies sei nur mit digitalen Technologien möglich, ebenso wie ein adäquates Monitoring des Energieverbrauchs. „Gott sei Dank ist der Klimawandel menschengemacht – so können wir Menschen auch etwas dagegen tun“, begründet er seine Investition in neue, nachhaltige und optimierte (Haus-)Technik. Finanziell lohne sich das für einen Mittelständler nicht so schnell, aber das Unternehmen investierte aus der Überzeugung heraus, das Richtige zu tun. Wrobel ergänzte: „Wenn man diese Investitionen jetzt nicht tätigt, sind die Kosten langfristig – und nicht nur für das Unternehmen selbst – deutlich höher!“
Aus Berlin war Dr. Reinhard Messerschmidt zugeschaltet. Er ist Co-Autor des Gutachtens „Unsere gemeinsame Digitale Zukunft“ des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung für Globale Umweltveränderungen (WBGU). Die Potenziale der Digitalisierung für eine Nachhaltigkeitstransformation seien groß: Energie, Mobilität, Monitoring von Ökosystemen, KI-gesteuerte Präzisionslandwirtschaft nannte er beispielhaft. Die Digitalisierung an sich löse die Probleme aber nicht. Dafür brauche es politische Entscheidungen.
Untersuchungen belegen, dass Digitalisierung nicht automatisch zu mehr Klimaschutz führt, wie auch Dr. Jens Clausen vom Hannoveraner Borderstep Institut berichtete. Die Arbeit im Homeoffice reduziere zwar den Pendelverkehr zum Arbeitsplatz, könne aber so genannte Rebound- und Verlagerungseffekte nach sich ziehen, wenn Menschen ihren Wohnsitz zum Beispiel ins städtische Umland verlagern oder größere Immobilien suchten, weil sie nicht mehr so oft ins Büro müssen. Die Teilnehmenden wünschten sich mehr Unterstützung seitens der Politik, um Unternehmen und Gesellschaft von nachhaltigen Konzepten zu überzeugen. Wenn die Menschen überzeugt sind und die Rahmenbedingungen passen, ist es leicht, mitzumachen. Dann können digitale Transformation und nachhaltige Entwicklung am Ende tatsächlich ganz einfach sein.
Text: Pressestelle
Fotos: Frank Wunderatsch